Jubiläumskonzert 2019 „Hundert Jahre Frauenwahlrecht“

Premiere

Do, 28. November
19.30 Uhr
Große Universitätsaula Salzburg
Hofstallgasse 2 – 4

Silvia Spinnato, Dirigentin
Beatrice Lanaro, Flöte

 

PROGRAMM

Adolpha Louise Le Beau
(1850–1927)
Streichquintett Op. 54
Erster Satz: Allegro

Amy Marcy Beach
(1867–1944)
Themen und Variationen für Flöte und Streichquartett Op. 80
(Bearbeitung für Streichorchester von Carlos Chamorro)
Lento di molto, sempre espressivo I Variation, L’istesso tempo II Variation, Allegro giusto III Variation, Andantino con morbidezza (quasi Walzer lento) IV Variation, Presto leggiero V Variation, Largo di molto, con grande espressione- Presto leggiero VI Variation, Allegro giocoso

– Pause –

Alice Mary Smith
(1839–1884)
Symphonie in c-moll
Grave – Allegro ma non troppo
Allegretto amorevole
Allegro ma non troppo
Allegro maestoso

BESETZUNG

Flöte Cecilia de Angelis, Beatrice Lanaro
Oboe Luisa Marcilla­Sánchez, Liske Herbots
Klarinette Urška Zupan, Salomé Guimbretière
Fagott Isa Tavares, Chloe Balducchi
Horn Natsume Kimura, Valeria Sullmann
Trompete Tina Geroldinger
Posaune Christina Baumfried
Pauke Nadja Vranska
Violine 1 Swantje Asche, Dalina Ugarte, Franziska Strohmayer, Manca Rupnik, Maria Hehenberger, Eva Vrecko
Violine 2 Johanna Kuchenbuch, LiaTang, Therese von Bemberg, Maria Louisa Geladarie, Antonia Kiraly
Viola Maria Galkina, Denizsu Polat, Barbora Butvydaite, Aurora Rus Tome
Violoncello Jinhyung Yoon­Sadako, Sarah Moser, Carla Conangla Oliveras
Kontrabass Elisa Schoenlein, Mayu Ohkado

KOMPONISTINNEN

Luise Adolpha Le Beau

(geboren 1850 in Rastatt; gestorben am 17. Juli 1927 in Baden-Baden)

Ihre musikalischen Anlagen wurden bereits in frühen Jahren von ihren Eltern gefördert durch Klavier- und Gesangsunterricht
sowie Kompositionsstudium. Im Jahre 1873 bewarb sie sich um Klavierunterricht bei Clara Schumann in Baden-Baden, die sie einen Sommer lang unterrichtete. Als Pianistin unternahm sie erfolgreiche Konzertreisen. Ihre „Lebenserinnerungen“ geben ein Beispiel für das Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichen Leitbildern in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und ihrem persönlichen Wunsch nach künstlerischer Entfaltung.
Trotz zahlreicher positiver Rezensionen ihrer Werke musste sie sich lebenslang mit diversen Agenten, Verlegern und Intendanten herumschlagen. Dabei stieß sie auf große Frauenfeindlichkeit. Sie reiste viel, z.B. nach München, Salzburg, Wien, Italien und Berlin wo Luise Adolpha Le Beau ab 1878 zudem als Kritikerin arbeitete und Rezensionen für die Allgemeine Deutsche Musikzeitung schrieb. Sie kannte Persönlichkeiten wie Franz Liszt, Johannes Brahms und Hans von Bülow.
Nach ihren frühen Kompositionen für Klavier und Gesang op.1–21 schrieb sie Werke für große Besetzung, u.A. eine Symphonie, zwei Opern, Klavierkonzert, Konzertouverture, Fantasie für Klavier und Orchester. Von jedem ihrer Werke (ca. 150 Kompositionen) verfertigte sie zwei Exemplare und deponierte das gesamte Werk je einmal in Berlin und München.*

Alice Mary Smith

(verh. Meadows White)
(geboren am 19. Mai 1839 in London; gestorben am 4. Dezember 1884 in London)

Sie lebte als drittes Kind in einer gut situierten Familie. Ihr besonderes musikalisches Talent zeigte sich in früher Kindheit und sie genoss privaten Musikunterricht. Ihr erstes Stück wurde 1857 veröffentlicht, im November desselben Jahres heiratete sie den Rechtsanwalt F. Meadows White. Sie war die erste britische Frau die eine Symphonie schrieb. Sie wurde weibliches Mitglied der Royal Philharmonic Society und 1884 gewähltes Ehrenmitglied der Royal Academy of Music.
Ihr vielseitiges kompositorisches Werk umfasst zwei Symphonien: c-moll und A-moll, vier Klavier Quartette, drei Streich Quartette, eine Klarinetten Sonate, sechs Konzert-Ouvertüren, weiters zwei große Bühnenstücke: „Gisela of Rüdesheim“ (1876) und „The Masque of Pandora“ (1875). Smith´s Werke geistlicher Musik gelten als umfangreichste einer Komponistin. In einem Nachruf wird ihre Musik gepriesen als elegant und anmutig, große Kraft und Energie ausstrahlend, mit klaren Formen und Ideen. Ihre Vorliebe galt mehr der Schule der Klassik als der Romantik.*

Amy Marcy Cheney

(verh. Beach)
(geboren am 5. September 1867 in Henniker, New Hampshire; gestorben am 27. Dezember 1944 in New York City)

Amy Cheney galt als Wunderkind mit ihrem außergewöhnlichen Musikgehör und ihren autodidaktischen Fähigkeiten.
Sie war eine amerikanische Komponistin, Pianistin und die erste amerikanische Frau, die eine Symphonie schrieb und so in eine damals ausgesprochene Männerdomäne einbrach. Als musikalische Vertreterin der USA auf der Weltausstellung 1893 in Chicago wurde sie als Verfechterin der Frauenemanzipation bekannt. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahre 1910 ging Beach auf eine dreijährige Tournee nach Europa, wo sie Konzerte mit eigenen Klavierwerken gab. Seit den 1920er Jahren lebte sie in New York und arbeitete an der St. Bartholomew‘s Church. Diese Position musste sie 1940 wegen einer Herzkrankheit aufgeben.
Ihre heute bekanntesten Werke sind: Symphonie e-moll „The Gaelic“ op.32 (1894) (vom Boston Symphony Orchestra in 1894 gespielt), Konzert für Klavier und Orchester op.45 (1899), Sonate a-moll für Violine und Klavier op. 34 (1896), Pastorale für Bläserquintett op. 151 (1942), weiters verschiedene Chormusikwerke und Messe, Klavierwerke und andere Kammermusik.*

*Text-Quelle: Wikipedia; Bilder: Marianne Figl

KENNEN SIE ADOLPHA LUISE LE BEAU, AMY MARCY BEACH, ALICE MARY SMITH …?

Kunst- und Kulturschaffende wenden sich mit ihren Werken an die Öffentlichkeit, dass „Publikum“. Kunst und Kultur kann nicht ohne öffentliche Resonanz leben, speist seine Inhalte aus humanitären, politischen, persönlichen und rechtlichen Gegebenheiten – formt aus „Alltäglichem“ subjektive interaktive Wirklichkeiten. Rechtsstaatliche Demokratien fördern Talente, bilden sie aus, finanzieren öffentliche Auftritte mit und ermutigen, sich zu aktuellen drängenden Themen künstlerisch zu äußern, chancengleich alle … aber wie stark wirkt aus der Vergangenheit die Tradition der grundsätzlichen Frauenentmündigung in unsere moderne Gesellschaft nach?
Noch im 19. Jahrhundert waren Frauen die in Männerdomänen einbrachen, massiven Vorbehalten, Bedrohungen und Demütigungen ausgesetzt oder sie wurden ignoriert.
Beispielhaft die drei Komponistinnen dieses Konzertes. In den Programmheften großer österreichischer Konzertveranstalter der Klassischen Musik findet sich für die Saison 2019/2020 unter hunderten Konzerten vielleicht ein kleines Kammer Konzert oder Klavierwerk einer Komponistin, die großen Werke bleiben ungespielt. Eine Gesellschaft, in der Frauen und Männer ihre Fähigkeiten in gleicher Weise entwickeln können, ist von vornherein im Vorteil! Wir müssen uns daher mit aller Kraft dafür einsetzen, dass Frauen nicht nur gleichberechtigt, sondern auch tatsächlich gleichgestellt sind und als gleichwertig empfunden werden.
Leider gibt es bis heute noch zu wenige Frauen an den Schalthebeln der wichtigen MusikInstitutionen der Klassischen Musik, in den Konzertsälen fehlen die Komponistinnen besonders aus der Zeit der Klassik und Romantik mit ihren großen Werken und trotz zeitgemäßen Gesetzen zur Gleichbehandlung kommt es vielfach zu Respektlosigkeiten und Diskriminierung von Musikerinnen. Diese Problematik spricht die Dirigentin Silvia Spinnato mit der Gründung ihres FSOA Symphonischen Frauenorchesters mit der heutigen Premiere und der ab 2020 geplanten Konzertreihe „Die Saison der Frauen“ an.

Marianne Figl